Ungleichheiten im Blick – Gute Praxis Gender-Analyse „KipsFam“
In aller Kürze:
Um Kinder und Jugendliche aus psychisch belasteten oder suchtbelasteten Familien (KipsFam) in Mecklenburg-Vorpommern zu stärken und zu unterstützen, werden zusätzliche Strukturen geschaffen und neue Projekte gefördert. Eine Analyse der geschlechtsbezogenen Ungleichheiten (Gender-Analyse) hilft dabei herauszufinden, an welchen Stellen Mädchen und Jungen unterschiedliche Bedarfe haben und wie man gezielt auf diese eingehen kann.
Die Gender-Analyse steht hier zur Verfügung.
Hintergrund:
Im Rahmen des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) werden in Mecklenburg-Vorpommern Maßnahmen gefördert, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, die im familiären Umfeld psychische Belastungen und/oder Folgen von Sucht erfahren (kurz: „KipsFam“). Eine entsprechende Förderrichtlinie wurde von dem zuständigen Fachreferat im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport erstellt.
Um die Förderung möglichst geschlechtergerecht umzusetzen, erstellte das Fachreferat eine Gender-Analyse, welche die geschlechtsbezogenen Ungleichheiten im Förderbereich beschreibt und daraus gleichstellungsorientierte Handlungsoptionen im Rahmen der Richtlinienumsetzung ableitet.
Das Landeszentrum für Gleichstellung und Vereinbarkeit in M-V unterstützt die Fachressorts in den Landesministerien dabei, das Querschnittsziel Gleichstellung der Geschlechter in der Förderung aus dem ESF Plus zu verfolgen. Zu diesem Zweck wurden Leitfragen entwickelt, die zur Erstellung einer Gender-Analyse herangezogen werden können.
Vorgehensweise und Methode:
Das Landeszentrum nahm mit dem für KipsFam zuständigen Fachreferat Kontakt auf, bot seine Unterstützung bei der Erstellung der Gender-Analyse an und arbeitete auf Grundlage der Leitfragen Vorschläge zur Gender-Analyse zu.
Bei einem gemeinsamen Austausch zwischen dem Fachreferat, der umsetzenden Landesfachstelle KipsFam und dem Landeszentrum wurden inhaltliche Grundlagen und das weitere Vorgehen abgestimmt. Das Fachreferat erstellte anschließend die Gender-Analyse in Zusammenarbeit mit der Landesfachstelle KipsFam.
Besonderheit:
Der Träger der geförderten Landesfachstelle KipsFam, der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., arbeitet seit Jahrzehnten auf wissenschaftlichen Grundlagen zum Förderbereich. Bei der Erstellung der Gender-Analyse konnte das Fachreferat auch auf diese Expertise zurückgreifen.
Die Leitfragen zur Erstellung einer Gender-Analyse und die stark daran orientierte inhaltliche Zuarbeit des Landeszentrums wurden durch die Verantwortlichen des Fachreferates zu einer tiefgreifenden Analyse des Fördergegenstandes genutzt. So konnten wichtige Erkenntnisse zur unterschiedlichen Betroffenheit von Jungen und Mädchen sowie Männern und Frauen in psychisch belasteten und suchtbelasteten Familien gewonnen werden. Diese und weitere Ergebnisse wurden in einem ambitionierten – weit über den Ansatz des Landeszentrums hinausgehenden – Dokument zusammengefasst, welches wissenschaftlichen Standards entspricht.
Am Ende der Gender-Analyse wird, abgeleitet aus den dargestellten geschlechtsbezogenen Ungleichheiten und unter Berücksichtigung der Förderrahmenbedingungen, ein konkretes Gleichstellungsziel formuliert. Diese explizite Zielsetzung als Bestandteil der Analyse geht über die in den Leitfragen angelegte Möglichkeit hinaus, dahingehende Handlungsoptionen unverbindlich zu erörtern. Gleichzeitig wird das Gleichstellungsziel nicht als vom Förderziel getrennt gesehen, sondern im Gegenteil als Voraussetzung zur Erreichung des Förderziels betrachtet und damit im Sinne des Gender Mainstreamings verstanden. Insgesamt nutzte das Fachreferat die gesamte Gender-Analyse zur Integration von Gleichstellungsaspekten in die Umsetzung der Richtlinie.
Nachhaltigkeit:
Aus der Integration des Gleichstellungsziels in die Gender-Analyse erwächst eine Verbindlichkeit für die weitere Förderung und ermöglicht es außerdem, zeitnah die Umsetzung von Maßnahmen zur Erreichung des Ziels anzugehen.
Bereits die Erstellung der Gender-Analyse hat dazu beigetragen, die förderspezifische Genderkompetenz der Beteiligten handlungsrelevant weiterzuentwickeln. Dies wird beispielsweise sichtbar in der Aufnahme einer geschlechtsbezogenen Fragestellung für die Träger, die eine Förderung für zielgruppenspezifische Maßnahmen beantragen. Ebenfalls sind Beiträge der Landesfachstelle KipsFam in den sozialen Medien expliziter geschlechtsbezogen ausgerichtet.